Rund 80 Personen nahmen am 17. Mai 2017 an der diesjährigen Auftaktveranstaltung teil, erstmals im Bürgerhaus Baumberg. Zur Eröffnung singt der Baumberger Männerchor zwei Lieder: Zum einen die „Ode an die Freude“, zum anderen Lortzing’s „Chor der Schmiedegesellen“ aus der Oper „Der Waffenschmied“. Gekonnt und überzeugend wie immer! Manfred Klein, Vorsitzender der Europa-Union Monheim, führt in das Thema „Frankreich“ ein und erläutert das Programm der Europawoche sowie einige der Veranstaltungen. Danach sprechen Vincent Muller, Generalkonsul der Republik Frankreich, und Daniel Zimmermann, Bürgermeister der Stadt Monheim, die Grußworte. Beide sind sehr stark geprägt von einer äußerst positiven Sichtweise von Europa, aber auch von den Beziehungen beider Länder zueinander. Danach erfolgt der offizielle Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Monheim am Rhein. Als inhaltlicher Höhepunkt hält Prof. Dr. Guido Thiemeyer von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf den Vortrag: Von der „Erbfeindschaft“ zur Freundschaft- die mediale Inszenierung der deutsch-französische Beziehungen im 19. Und 20. Jahrhundert“. Hier einige seiner Thesen:
  • Bis weit in das 19. Jhdt hinein haben die Franzosen ein romantisches, eher verklärendes Bild der Deutschen. Stichwort „Rheinromantik“,
  • Die Erbfeindschaft zwischen beiden Ländern entsteht erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. und erreicht ihren Höhepunkt mit der Annexion Elsass-Lothringens durch das Deutsche Reich im Jahre 1871.
  • Danach wird das Verhältnis zunehmend durch Feindschaft und Hass geprägt. Diese feindschaftlichen Gefühle steigen ständig an und kumulieren schließlich im 1. Weltkrieg, dem Schicksalskrieg der Franzosen.
  • Nach dem Ende des 1. Weltkrieges ist insbesondere der Norden Frankreichs total verwüstet. Zum einen durch die Kriegswirren, zu anderen durch den Rückzug der Deutschen, der sich durch weite, bewusst herbei geführte Zerstörungen beschreiben lässt.
  • Der 2. Weltkrieg setzt diese Kette von Feindschaft und Hass weiter fort.
  • Wie kam es nun zur Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland?
  • Hierfür sind drei medial inszenierte Themen verantwortlich: Katholizismus und Christentum, der Rhein sowie die symbolische Verständigung „über den Gräbern“.
  • Adenauer und De Gaulle sind beide katholisch und beide Meister der Inszenierung. Seit 1950 etwa suchen sie Kooperationen auf vielen Gebieten. Adenauer reist Ende der 50iger Jahre nach Frankreich. Hier findet die mediale Inszenierung in der Kathedrale von Reims statt. Reims war die Krönungskirche der französischen Könige, zudem wurde die Kathedrale im 1. Weltkrieg von den Deutschen als Racheakt bewusst zerstört. Die Bilder gehen um die Welt und zeigen Adenauer und De Gaulle nebeneinander sitzend. Der Gegenbesuch von De Gaulle findet 1962 statt. Hier wiederholt sich die ganze Symbolik im Kölner Dom. Bei späteren Politikern die gleiche Symbolik und die gleiche mediale Inszenierung. So Schmidt und D’estaing im Aachener Dom oder Merkel und Hollande wiederum in der Kathedrale von Reims.
  • Der Rhein ist der deutsche Strom schlechthin. In Frankreich gibt es schon immer die Tendenz, ihn als natürliche Grenze zwischen beiden Ländern anzusehen. Das entwickelt sich im Laufe der Zeit dahin, den Rhein als Symbol der europäischen Integration zu deuten. So ist der Rhein immer Bestandteil deutsch-französischer Treffen. Die mediale Inszenierung sieht den Rhein als etwas Gemeinsames an. So gehen die Fotos von Kohl und Mitterand bei ihrer Bootsfahrt durch die Medien, genauso wie das schon bei Adenauer und De Gaulle der Fall war. Der NATO Gipfel 2009 findet in Straßburg statt. Mediale Inszenierung: Die Teilnehmer gehen über die Brücke von Straßburg nach Kehl. Symbolik: Freundschaft, Offenheit, keine Grenzen, Gemeinsamkeiten.
  • Der letzte Punkt der medialen Inszenierung betrifft der Versöhnung, dargestellt in Fotos der Medien an den Gräbern der Kriegstoten oder bei den Treffen mit Kriegsversehrten. Beispiele: De Gaulle, ehemaliger französischer General, gibt einem deutschen Kriegsversehrten, der im Rollstuhl sitzt, die „Versöhnungshand“. Das Foto ist sehr bekannt. Oder: Kohl und Mitterand 1984 in Verdun auf dem Kriegsfriedhof neben einander stehend, die Hände sich gebend. Das Foto schreibt Geschichte. Aber auch: Merkel und Hollande in Cousenvoye vor deutschen Kriegsgräbern. Symbolik: So etwas Schlimmes darf nie mehr passieren!
  • Schlussfolgerung: Die mediale Inszenierung der Themen Katholizismus, Rhein und Gräber tragen maßgeblich dazu bei, dass die beiden Länder Frankreich und Deutschland heute freundschaftliche Beziehungen unterhalten.
Abschließend singt der Baumberger Männerchor zur allgemeinen Überraschung in englischer Sprache das Lied „Bridge over troubled water“. Ein ehemaliger Hit von Simon und Garfunkel. Manfred Klein weist auf die Symbolkraft dieses Liedes hin: Auch in schwierigen Zeiten über Brücken gehen und sich aufeinander zu bewegen. Für wahr: So etwas braucht Europa mehr als Rechtspopulismus und Brexit-Strategien. Die Veranstaltung endet gegen 21.00 Uhr. Es war ein sehr informativer und hoch interessanter Abend. Auf jeden Fall lohnenswert! Auf ein Neues zur Monheimer Europawoche 2018!! Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg Europawoche Frankreich 2017 im Bürgerhaus Baumberg