Manfred Klein, Leiter der Interessengemeinschaft Haus Bürgel, zeichnet an diesem Sonntagmorgen im Baumberger Bürgerhaus ein Bild von Haus Bürgel von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Etwa 30 Gäste waren erschienen und interessierten sich für dieses Thema, das doch eng mit Baumberg verbunden ist. Haus Bürgel ist heute der Standort für das Römische Museum, die Biologische Station und die Pferdezucht Reuter. Die Anfänge von Bürgel gehen auf die römische Zeit des 1. Bis 3. Jh. Zurück. Bürgel entsteht in dieser Zeit als kleiner militärischer Posten zur Versorgung und Sicherung der größeren Stützpunkte in Köln, Dormagen und Neuss. Als Kastell wurde es schätzungsweise im 4. Jh. Errichtet. Etwa 70 Brandgräber aus der Zeit zwischen dem 1. Und 3. Jh. wurden entdeckt und 1993 ausgegraben. Das Kastell Bürgel kann wie folgt kurz beschrieben werden:
  • 64 x 64 Meter Umfang
  • 2,40 Meter dicke und bis zu 5 Meter hohe Mauern
  • Doppelgrabensystem ohne Wasser
  • 12 Wachtürme
  • 2 Tore an der Ost- und Westseite, 1 Schlupfpforte
Nach dem Ende des weströmischen Reiches im 5. Jh. wechselte das Eigentum an Bürgel über die Karolinger und Ottonen um das Jahr 1000 zum Erzbischof von Köln, der es seinerseits der Abteil Köln-Deuz inkl. Zons weitergibt. Wichtiges Datum: 1374 verlagert der Rhein sein Flussbett. Bürgel wird damit von Zons getrennt und liegt rechtsrheinisch. Ab 1477 wechseln die Besitzer von Bürgel mehrfach bis schließlich 1698 die Familie Nesselrode in den Besitz gelangt. Die Nesselrodische Periode auf Bürgel geht bis 1989, also fast 300 Jahre lang. Vermutlich schon im 8. Jh. gab es den ersten Bau der sog. Maternus-Kapelle auf Bürgel. In der Folgezeit wird diese Kapelle die Hauptkirche von Zons. 1775 wird diese Kapelle abgerissen und ein Jahr später durch einen Neubau ersetzt. 1843 wird die Pfarrei Bürgel jedoch aufgelöst. Die baufällig gewordene Kapelle wird daraufhin 1916 abgerissen. Die Grundrisse, Umfang und Lage der Maternus-Kapelle werden heute visualisiert dargestellt. 1989 wechselt Haus Bürgel zu der drei Jahre vorher gegründeten NRW-Stiftung, der Haus Bürgel seit dieser Zeit gehört. 1989 wird auch die Interessengemeinschaft Haus Bürgel als Trägerverein für das Römische Museum gegründet. Hier ist auch der BAB Mitglied. Der Werdegang des Römischen Museums im Einzelnen:
  • Weiterführung der Ausgrabungsarbeiten durch den Landschaftsverband Rheinland (1994ff.)
  • Brand durch einen Blitzschlag: Wiederaufbau der Stallungen und Beschluss zum Aufbau des Museums (2000)
  • Eröffnung des Museums (2003)
  • Eröffnung des Außenpfades (2006)
  • Eröffnung der Südwesträume mit den Ausstellungen „Bau des Kastells“ und „Wohnen im Kastell (2009)
  • Fertigstellung des römischen Backofens (2013)
  • Ausgrabung und Visualisierung der Maternus-Kapelle (2016)
  • Gründung der Zukunftswerkstatt Haus Bürgel
Grundsätze der Zukunftswerkstatt Haus Bürgel:
  • Es besteht Einigkeit darüber, dass alle zukünftigen Maßnahmen von allen Beteiligten gemeinsam beschlossen werden.
  • Bei allen zukunftssichernde Maßnahmen müssen Balance und Interessenausgleich gewahrt werden zwischen
    • dem Charakter von Haus Bürgel als Bau- und Bodendenkmal sowie der Beibehaltung des Naturschutzes und der Idylle.
    • den touristischen Aspekten, mit der Absicht, Haus Bürgel für die Besucher erlebbar zu gestalten.
Ziele der Zukunftswerkstatt Haus Bürgel:
  • zukunftssichernde Maßnahmen für Museum, BioStation und Pferdezucht,
  • bauliche Erweiterung und Modernisierung des Museums,
  • Entwicklung eines Bewegungskonzeptes,
  • Erweiterung des Angebots für Kinder und Jugendliche,
  • Erweiterung der Öffnungszeiten
  • Professionalisierung des Angebots für Erwachsene
  • Vorbereitungen auf die Anforderungen eines UNESCO Welterbes
Der Niedergermanische Limes soll Welt- oder Weltkulturerbe werden. Der römische am Rhein verlaufende Grenzabschnitt zwischen der Nordseeküste (Niederlande) und Bad Breisig mit einer Länge von 385 KM wird „Niedergermanischer Limes“ genannt und soll zukünftig Teil der bestehenden internationalen UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Imperiums“ werden. Haus Bürgel ist Bestandteil des Niedergermanischen Limes. Die Antragsabgabe ist in 2020, die Aufnahme als Welterbe soll in 2021 erfolgen. Die Arbeitsgruppen bestehend aus Vertretern dreier niederländischer Provinzen und zweier Bundesländer (Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) sind gebildet und haben die Arbeit aufgenommen. Zusammenfassung: Ein hochinteressanter und sehr informativer Vortrag von Manfred Klein, der die lange Geschichte von Haus Bürgel beschreibt und einen Ausblick auf die kommende Zeit als Welterbe gibt. Manfred Klein ist gleichzeitig langjähriges Mitglied des BAB-Vorstandes. In den „Fragen danach“ steht das Thema nicht ausreichender Parkplätze eindeutig im Vordergrund der Diskussion.